Zwischen den Fronten von mathi (HPxDM) ================================================================================ Kapitel 1: Gespräche -------------------- Gedanken „Professor, bitte. Bitte schicken Sie mich nicht zurück zu den Dursleys.“ Es war früher Abend, das Abendessen in der Halle war nun schon seit einer Stunde vorbei, einige trafen sich noch mit Freunden, bevor die Sperrstunde begann. Viele jedoch, saßen auch in ihren Gemeinschaftsräumen um ihre Hausarbeiten zu machen oder sich schlafen zu legen. Doch Harry Potter, saß nun schon das zweite Mal in dieser Woche beim Direktor. Es waren nur noch wenige Tage bis die nächsten Sommerferien begannen. Doch genau das war es, was Harry solche Angst machte. „Harry, du weißt dass das nicht geht. Die Dursleys sind deine letzten noch lebenden Verwandten, dort kann dich Voldemort nicht finden. Du wärst an einem anderen Ort nicht sicher.“, sprach Albus Dumbledore ruhig zu ihm, dabei hatte er seine Finger ineinander geharkt und blickte mit seinen blauen Augen durchdringend auf ihn herab. „Aber Ron und Hermine, auch Mrs Weasley hat gemeint ich dürfte in den Fuchsbau kommen.“, versuchte es Harry erneut. „Molly und Arthur haben schon sehr oft vorgeschlagen dich zu sich zu holen, aber dort wärst du einfach nicht sicher genug. Du wärst ein viel zu leichtes Ziel, Harry. Außerdem bringst du zusätzlich noch die ganze Familie Weasley in Gefahr. Versuch doch bitte ein wenig zu verstehen in was für einer Lage du dich befindest.“ Leicht kopfschüttelnd betrachtete ihn Dumbledore, doch das war ihm egal. Die Ferien würden in nicht mehr als eineinhalb Wochen anfangen und dann würde für ihn eine neue Hölle beginnen. Man hatte seinen Verwandten geschrieben, dass sein Pate gestorben sei, was denen natürlich zum Anlass gab ihm mittzuteilen, dass er wieder in den Schrank ziehen durfte. Dudley wäre nun in dem Alter in dem er auch mit gleichartigen sogenannte Lan-Partys veranstalten wollte und dafür brauchte er ein Zimmer. Innerlich hatte er die Augen verdreht, als er das gelesen hatte, doch der Satz von wegen, nun da dein Schutzschild nicht mehr da ist, hatte ihn wieder auf den Boden geholt. Schutzschild. Als habe er Sirius absichtlich sterben lassen… er wäre ja doch sogar noch hinterher gesprungen! Weshalb er auf Remus in letzter Zeit auch äußerst schlecht zu sprechen war. Doch der Zimmerwechsel war nicht das Problem an der ganzen Sache. Sondern eher die letzten Zeilen, in denen Vernon ihm sehr verständlich berichtet hat, dass er das was er bisher erlebt hatte, wie ein Kindergeburtstag vergleichen konnte. Er wusste wie Dudley und Vernon waren. Sie würden ihn, nun da sie keine Angst mehr haben brauchten, mit ihren Prügeleien umbringen können. Ob es nun der Grund war dass sie ihm die Magie hinausschlagen wollten oder ob es der allgemeine Hass auf Petunias Familie war, konnte er nicht genau sagen. Weswegen Petunia ja auch nichts sagte. Sie wusste dass ihre Männer ihn schlugen, doch sie sah mit Absicht weg, sie tat nichts um ihm zu helfen, wenn sie mal von ihm abließen. So war es die letzten zwölf Jahre gegangen und es würde wieder beginnen. Nur würde es wohl ganz andere Ausmaße erlangen. Doch er konnte Dumbledore schlecht sagen, was seine Familie mit ihm tat. Er würde ihm schlichtweg nicht glauben. Wer würde es schon, man merkte es ihm nicht an. Nicht mehr, zumindest. Und dass hatte er Poppy zu verdanken. Die Schulkrankenschwester hatte ihn gleich nach der Einführungsfeier zur Seite genommen und ihn versorgt. Auch verlangte sie seit damals dass er mindestens einmal pro Woche zu ihr kam, mit ihr redete. Es hatte ihm unglaublich viel geholfen und er wollte nicht in dieses zuckende Verhalten zurückfallen! Dass hatte nachdem er Sirius kennengelernt hatte, gänzlich aufgehört. Er konnte und wollte nicht zurück! „Kann ich nicht in der Schule bleiben? Ich würde sicherlich nichts anstellen und Hogwarts ist doch sicher.“, ein weiterer, wohl wieder, leerer Versuch sich gegen die Anweisung des Direktors zu stellen. Es würde wohl noch so weit gehen, bis er den letzten Rest seines Stolzes auch noch über Bord werfen musste um den anderen anzuflehen. Etwas das er aus Prinzip ablehnte. Er hatte es Jahre lang getan und er wollte es nie wieder tun. „Harry,“, seufzte Dumbledore, „Hogwarts ist in den Ferien völlig leer. Alle verlassen das Schloss und dann ist es auch nicht sicherer wie bei den Dursleys zu Hause. Denk doch mal an deine Sicherheit.“ Innerlich schrie er frustriert auf. Er wollte nicht mit der Sprache herausrücken, weil er wusste wie es für andere aussehen musste. Es waren Erinnerungen die niemanden etwas angehen sollten. Er hatte sich nur zwei Menschen anvertraut, den einen hatte er geliebt wie einen Vater, die andere liebte er wie eine Mutter. Sirius und Poppy waren, beziehungsweiße sind die einzigen die es wussten. Ron und Hermine vertraute er, doch selbst dieses Thema konnte er ihnen gegenüber nie ansprechen, auch als er zu Anfang noch vor ihnen zurückgezuckt war. „Professor…“, er versuchte es nicht mehr. Seit nun mehr als drei Wochen versuchte er seinen Direktor umzustimmen, doch er hatte keine große Hoffnung mehr, er ließ den Kopf hängen. Er hörte ein tiefes Seufzen, bevor ein Stuhl nach hinten rückte und er Schritte vernahm. „Wieso möchtest du nicht zu deiner Familie?“, fragte ihn der Direktor, welcher nun an seinem Schreibtisch lehnend vor ihm da stand. Er konnte es sich jedenfalls denken, da er die purpurne Robe vor sich erhaschen konnte. Es war wohl nun soweit, er wollte nicht. Er wollte nicht sein wohl bestgehütetes Geheimnis verraten. Niemand sollte wissen, was ihm passiert war. Doch er wusste das sein Professor ihm nicht glauben würde, also wieso sollte er es auch nur erwähnen? „Es muss doch einen bestimmten Grund geben, wieso du so hartnäckig versuchst hier zu bleiben oder zu deinen Freunden zu gehen. Oder ist es das? Willst du nur deine Ferien bei den Weasleys verbringen?“ „Nein, ich.. ich kann..“, Harry brach ab, es fiel ihm schwer überhaupt daran zu denken. „Was kannst du? Mein Junge, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was los ist.“, versuchte es Dumbledore noch einmal. Doch wieder blockte Harry ab. Er konnte es nicht sagen. Er begann nun mit seinen Fingern zu spielen, diese Wendung gefiel ihm nicht. Er wurde erneut in eine Ecke gedrängt. „Harry?“ Er sah auf, er wusste viel Hoffnung bestand nicht und er wusste auch dass man das in seinen Augen erkennen konnte. Seine Augen waren wohl für jeden ein offenes Buch, für jeden der es vermag in Augen lesen zu können. Hoffnung und Verzweiflung spiegelten sich darin und auch die geringe Hoffnung vielleicht doch die Ferien woanders verbringen können. Doch diese wurde ihm jäh zerstört, als er das tiefe Seufzen erneut hörte. Seine Augen folgten dem Mann, der sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte und ihn sorgenvoll entgegenblickte. Dumbledore wirkte mit einem Mal noch älter als er es eh schon war. „Nun gut. Egal was es sein mag, du musst zu deinen Verwandten zurück. Wenigstens diese Ferien noch. Der Schutz um das Haus verliert seine Wirkung in dem Moment in dem du siebzehn wirst. Bei deinen Verwandten wird dich Voldemort nicht aufspüren können, du bist dort absolut sicher.“ Es war wie ein Schlag in den Magen, er wusste dass es einfach keinen Sinn machte sich darüber weiter aufzuregen. Doch wie so oft in den letzten zwei Jahren ging sein Temperament mit ihm durch: „Na toll, vorm Schlangengesicht bin ich also sicher, aber wer beschützt mich denn vor meinen Verwandten?!“ Kaum ausgesprochen, wurde ihm bewusst was er soeben getan hatte. Sofort schlug er sich die Hände vor den Mund. Sein Gesicht erbleichte augenblicklich und die Verzweiflung in seinen Augen wuchs fast ins unermessliche. Sein Geheimnis… Dumbledore würde ihm nicht glauben, er sackte in seinen Stuhl zusammen. Und dann ertönte die empörte Stimme des Direktors: „So aber nicht Harry! Wie kannst du nur so etwas behaupten?! Du wirst zu den Dursleys gehen, das ist mein letztes Wort! Und nun verlasse bitte mein Büro.“ Wie in Trance erhob er sich, verließ das Büro. Er bemerkte nicht den Wasserspeier der sich zur Seite schob und einen blonden Jungen zum Vorschein brachte. Er trat in Gedanken die Stufen hinab, ging an dem Slytherin vorbei, ohne auf dessen Beleidigung weiter einzugehen. Seine Schritte führten wie von selbst durch die Gänge des Schlosses, erst als er an einer großen Tür ankam hielt er an. Wie hätte er erwarten können, dass der Direktor ihm zuhören würde… Er brauchte jemanden zum reden, er trat in den Krankenflügel, wirklich froh dass niemand sonst da war. Rasch schritt er durch den Raum bis er am Büro ankam. Er klopfte an ihre Tür, wartete jedoch nicht auf Einlass, sondern trat direkt in den Raum. Poppy hatte es ihm erlaubt, sollte es ein Notfall sein. „Poppy…“, sprach er leise in den nur leicht erhellten Raum. „Harry?“, antwortete ihm eine weibliche Stimme. Rasch schloss er die Tür hinter sich und trat ganz in den Raum hinein. Kaum war wand er sich wieder um, wurde er schon in eine Umarmung gezogen, in die er sich nur all zu gern fallen ließ. „Was ist passiert?“, fragte ihn die Krankenschwester ruhig, bevor sie ihn wieder etwas von sich drückte um ihn genauer zu mustern. „Ist schon in Ordnung, komm setz dich.“ Poppy drückte ihn auf einen der kleinen Sessel die vor dem Kamin standen. „So hier, das beruhigt die Nerven.“, meinte sie liebevoll und reichte ihm eine dampfende Tasse Tee, die er dankend annahm. Er lehnte sich etwas zurück, sein Blick in die knisternden Flammen gerichtet und hin und wieder nippte er an seinem Getränk. Poppy ließ ihn eine Weile so sitzen, bevor sie sich selbst mit einer Tasse Tee bewaffnet neben ihn auf den anderen Sessel setzte. Sie sagte nichts, dafür war er ihr dankbar. Sie wusste, dass er allein mit der Sprache rausrückte, wenn er reden wollte und das wollte er. Er musste sich nur ein wenig beruhigen. Zu tief saß noch der Schock, nachdem er Dumbledore gegenüber genau das ausgesprochen hatte was er niemals wollte. Sein Herz raste noch immer doch nun wurde ihm, trotzdessen er vor dem Kamin saß, eiskalt. Er klammerte sich an seine Tasse, ein Finger strich immer wieder über den Rand bevor er leise anfing zu sprechen: „Ich war bei Professor Dumbledore.“ Er löste seinen Blick vom Feuer und richtete in die bräunliche Flüssigkeit. „Ich wollte noch es noch einmal versuchen. Doch je öfter das Wort sicher viel, desto verzweifelter wurde ich. Ich…“, er blickte Poppy direkt an, „Ich habe…“ er stockte, seine Stimme brach ab und Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. „Was hast du Harry?“, fragte die Medihexe sanft, sie hatte sich aus ihrem Sessel erhoben und sich vor ihm hingekniet. Ihre Hände lagen auf seinen Knien und die braunen Augen sahen von unten zu ihm herauf. „Ich habs ihm gesagt.“, gab er erschlagen zurück, die Tasse in seinem Schoß sinkend blickte er zu Poppy hinab. Er spürte wie die erste Träne seine Wange entlang hinab glitt, aber auch wie sie zärtlich weggewischt wurde. Er zuckte ein wenig zurück, als er die kühle Hand der Hexe an seiner Haut fühlte, doch hatte er sich recht schnell wieder unter Kontrolle. Es begann schon wieder, er merkte es, es würde nicht mehr lange sein und er könnte gar keine Berührungen vertragen. „Konntest du ihm alles sagen?“, fragte Poppy ruhig, sie hatte das Zucken wohl bemerkt und machte sich eine mentale Notiz. Harry schüttelte den Kopf. „Nein. Mir ist es so rausgerutscht. Es hat mich so aufgeregt, dass er nicht verstehen wollte. Ich hab ihn an den Kopf geworfen, dass es zwar gut sei, vor Voldemort sicher zu sein, doch wer würde mich vor meinen Verwandten beschützen… Danach hat er mich rausgeworfen und mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich in den Ferien zurück muss…“, erklärte er und biss sich auf die Lippe. „Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen.“ Poppy schüttelte ihren Kopf. „Es ist gut, zwar nicht unbedingt sehr schlau, aber wenn er eins und eins zusammenzählen kann, weiß er es endlich.“, gab sie ihm zu verstehen und lächelte ihn leicht an. „Ich denke es wird auch nicht mehr allzulange dauern, dann wird er bei mir auf der Matte stehen, allein schon um nachzuprüfen, ob deine Aussage ein Fünkchen Wahrheit in sich trägt.“ Sie wusste, dass das nicht wirklich zu seiner Beruhigung beitrug. „Du hast so viel auf dich genommen, um dein Versprechen zu halten… und ich hab alles versaut. Jetzt ist auch noch deine Stelle hier gefährdet…“, murmelte er schuldbewusst und seufzte „Ach, so viel ist hier auf der Krankenstation nicht los und das einzige dass mir wirklich wichtig war, war das es dir gut geht. Harry du bist mir sehr ans Herz gewachsen und ich würde wohl alles für dich tun, solang du dich nicht in Gefahr begibst.“ „Dass ist wohl schwer, ich zieh doch Ärger förmlich an.“, grummelte er. „Ja und dann bin ich da um dich wieder zusammen zu flicken. Harry, lass den Kopf nicht hängen. Wir finden schon eine gemeinsame Lösung. Und wenn ich dich eigenhändig entführen muss. Wir packen das.“ Poppy stand aus der Hocke auf, strich mit ihrem Handrücken noch einmal über seine Wange und nahm wieder neben ihm Platz. „Lust auf eine Runde Zauberschach?“, fragte sie amüsiert und ließ einen kleinen Tisch mit dem Spielbrett vor ihm erscheinen. Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen, er nippte noch einmal an seiner Tasse und setzte sich etwas näher an den kleinen Tisch. „Ich nehm schwarz!“, meinte er und drängte seine trüben Gedanken in eine der hintersten Ecken. Den restlichen Abend verbrachten Poppy und er in einer recht angenehmen Stimmung miteinander. Langsam stieg Harry aus dem letzten Wagon, des Hogwartsexpresses aus und ließ vorsichtig seinen Blick über die Menschenmassen gleiten. Er konnte keine Freude zeigen, für ihn würden es wohl die schlimmsten Ferien werden. Schon oft hatte er sich überlegt wegzulaufen oder einfach gar nicht erst aus dem Zug auszusteigen. Doch es wäre wohl viel zu leicht, ihn wieder einzufangen und dann wäre die Strafe wohl noch härter. Mit gesenktem Kopf ging er an den Weasleys vorbei und auch die Grangers beachtete er nicht. Er hatte sich schließlich schon im Zug von seinen Freunden verabschiedet. Also packte er seinen Koffer und zog ihn bis zur Absperrung zur Mugglewelt. Er trat durch die Mauer und ging den Bahnsteig entlang, hinaus auf den Parkplatz. Dort suchte er den Wagen seines Onkels. Dieser stand unübersehbar wenige Meter vor einer Parkuhr, die im Vergleich zu ihm einem Gänseblümchen ähnelte. Für eine Sekunde schloss er seine Augen, bevor er sich innerlich zur Ruhe rief und auf seinen Onkel zutrat. „Onkel Vernon.“, begrüßte er ihn höflich. „Ab ins Auto mit dir Junge.“, knurrte sein Onkel, packte ihn im Nacken und drückte ihn grob hinten auf den Autositz. Den Koffer, warf er rücksichtslos in den Kofferraum, bevor er selbst einstieg und sie nach Hause fuhren. Die ganze Fahrt über sprachen sie nicht ein Wort miteinander, ganz im Gegenteil. Sein Onkel schimpfte lautstark darüber, wie sehr es ihm missfiel ihn auch noch vom Bahnhof abholen zu müssen. Er könne ja angeblich zaubern und für so ein Hokuspokusheini wie ihn, sollte es doch gar keine große Mühe machen sich nach Hause zu teleportieren. Natürlich hätte er diese Möglichkeit, doch was würde sie ihm bringen? Er war nicht wirklich scharf darauf, nocheinmal ins Ministerium zu müssen, wegen Zauberei minderjähriger. Er lehnte sich ein wenig zurück, schloss die Augen. Es waren wohl seine letzten ruhigen Minuten, die er hatte bevor kam, wovor er sich so fürchtete. Lautlos blies er die angehaltene Luft hinaus. Sein Blick wanderte zum Fenster, die vorbeiziehende Landschaft ignorierend überlegte er, wie er die Sommerferien überstehen würde. Sie bogen gerade in den Ligusterweg ein, die Häuser kamen ihm immer bekannter vor. Selbst am Spielplatz, den er in jungen Jahren, als Zufluchtsort gesehen hatte, zog an ihnen vorbei. Die Straßenlaternen erleuchteten den Bürgersteig und nur wenige Autos kamen ihnen entgegen. Er bemerkte wie das Fahrzeug langsamer wurde und in die Einfahrt einbog. Nun war es also soweit. Er machte sich gar nicht erst die Mühe die Tür aufzumachen, denn nach nur wenigen Sekunden wurde sie aufgerissen und sein Onkel zog ihn am Arm aus heraus. „Ins Haus, aber schnell. Und wage es ja nicht, einen Schritt in die Küche zu tun!“, zischte ihm Vernon zu und gab ihm einen ruppigen Schubs in Richtung Haustür. Sich die Schultern reibend schlurfte er mit hängenden Kopf den Kiesweg entlang. Mit jedem Schritt mit dem er dem Haus näher kam, sackte sein Herz noch ein Stück tiefer in seine Hose. Furcht stieg in ihm auf und sein Herz begann immer schneller zu schlagen. Diese Gefühl… er hasste es. Zwei Jahre war er in gewisser Maßen in Ruhe gelassen worden, doch nun… Er wollte es sich nicht einmal ausmalen. Er hatte die Schwelle gerade erreicht, als er auch schon das Rattern seines Koffers hinter ihm vernehmen konnte. Gedankenverloren wanderte seine Hand zu seiner Jackentasche. Er griff hinein und erfühlte seine wichtigsten Dinge. Die Karte der Rumtreiber, seinen Zauberstab, den Umhang seines Vaters und das Fotoalbum, welches er von Hagrid bekommen hatte. Er hatte sie, aus reiner Vorsicht noch in Hogwarts verkleinert und in einen Beutel getan. Hermine hatte ihn so verzaubert, dass diesen nichts zerstören konnte und auch nicht den darin befindlichen Inhalt. „Was stehst du hier so rum! Abmarsch rein ins Haus.“, grunzte Vernon, packte ihn an der Schulter. Die Finger seines Onkels bohrten sich in seine Haut und er musste ein Schmerzenslaut unterdrücken. Kaum war er über die Schwelle getreten, wurde er auch schon an die Wand gedrückt. Ein massiger Körper drückte sich an seinen Rücken und der heiße Atem seines Onkels streifte sein Ohr. „So mein Bürschchen,“, wurde ihm zugeraunt, „jetzt beginnt dein persönlicher Alptraum.“ Ein schauer des Ekels lief über seinen Rücken, als der Mundgeruch seines Onkels an seine Nase gelangte. Er versuchte mit all seiner Willensstärke, seine Nase nicht zu rümpfen, doch ein kleines kräuseln konnte er sich nicht gänzlich verkneifen. Zu seinem Glück bemerkte Vernon es nicht. „Und jetzt verschwinde aus meinen Augen!“ Er merkte wie er losgelassen wurde und auch wie sich der strenge Geruch wieder entfernte. „In den Schrank, aber hurtig!“, wies er ihn an und zeigte auf den Besenschrank, in dem er die ersten elf Jahre lang schlafen musste. Er schien seinem Onkel nicht schnell genug zu sein, da dieser ihn plötzlich fest im Nacken packte und ihn grob in den Schrank schubste. Unsanft landete er auf der durchgelegenen Matratze und stieß mit seiner Schulter gegen eines des Regale. „Dort wirst du bleiben! Bis wir dich rauslassen!“, grunzte Vernon, schlug ihm damit die Tür vor der Nase zu und es war dunkel. Er hörte noch wie sich die massiven Schritte entfernten, bevor es ruhig wurde. Er hielt für einige Sekunden die Luft an, bevor er sich ganz sicher war, dass niemand mehr da war. Erst nach wenigen Minuten begann er sich langsam zu entspannen. Er setzte sich ein wenig bequemer hin, bevor er die Augen schloss und noch einmal tief durchatmete. War es das schon? Würde er die Ferien nur im Schrank verbringen müssen? Oder würde es noch schlimmer werden? Müde lehnte er seinen Kopf an die Wand. Wann würde was passieren? Seine Finger wanderten zur Schrankdecke, dort suchte er blind die kleine Kette, die ihm die Glühbirne anmachte. Erst nach einigen Sekunden fand er diese und verschaffte sich etwas Licht. Als er endlich etwas sehen konnte, wanderten seine Augen umher. Die kleine Kammer war noch genauso, wie damals. Staubig, eng und die Matratze auf der er saß alt und durchgelegen. Das waren ja gute Aussichten, denn er hatte nicht einmal eine Decke hier. Leise vor sich hin grummelnd zog er seine Jacke aus, nahm den Beutel mit seinen Sachen heraus und verstaute ihn unter der Matratze. Erst dann versuchte er sich so klein wie möglich zu machen um sich hinzulegen. Frierend warf er die Jacke, welche er nun wohl als Decke benutzen musste, über sich und hoffte inständig dass die Ferien schnell vergehen würden. Seither war eine Woche der Ferien vergangen. Der Grimauldplace war dunkel und kalt. Es schien, als sei alles verlassen, doch das leicht flimmernde Licht, welches aus dem Wohnzimmer trat widersprach dem. Dort im Kamin prasselte ein herrlich warmes Feuer, welches das Zimmer nur ein wenig erhellte. Ein Sessel stand in der Nähe der Lichtquelle, danaben ein Tisch. Auf diesem stand eine Karaffe mit Wasser und ein Glas. Das Anwesen der Familie Black, schien noch schäbiger als sonst, doch der perfekte Treffpunkt, des Ordens des Phönix. So dachte auch Albus, welcher in seiner dunkelblauen Samtrobe vor dem Kamin in einem Sessel saß und ruhig einige Dokumente durchsah. Dabei drang immer wieder das letzte Gespräch seines Schützlings zu ihm durch. Er fragte sich, wieso Harry so eine Behauptung aufstellte. Was für einen Nutzen hätte es? Er war dort absolut sicher, niemand würde ihm dort etwas anhaben können. Und dann diese Aussage, die Dursleys würden ihm etwas antun. Wenn es so wäre, wieso wurde er nicht informiert? Oder war es doch nur ein weiterer Versuch gewesen, bei seinen Freunden zu bleiben? Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, warum Harry auf so eine absurde Idee gekommen war. Dieses Thema beschäftigte ihn nun schon seit knapp einer Woche – seitdem die Sommerferien begonnen hatten, um genauer zu sagen. Er war nun schon auch soweit, einfach jemanden dort hin zu schicken, nur um sich bestätigt zu fühlen, dass er das Richtige getan hatte. Er seufzte tief und nahm seine Brille von der Nase. Mit seinen Fingern rieb er sich das Nasenbein. Er sollte Poppy wohl mal einen Besuch abstatten, fragen ob sie irgendetwas wüsste, was diese Aussage unterstützte. Aber selbst wenn, wieso war sie dann nicht zu ihm gekommen, soetwas hätte ihm gemeldet werden müssen! Ob er sie in den Ferien belästigen konnte? Sie war schließlich zusammen mit Hagrid und Argus die einzige die in Hogwarts bleiben würde. Er selbst wollte in den nächsten Tagen noch einmal aufbrechen, um noch einige Erledigungen zu tätigen. Unter anderem brauchte er einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dolores, die Ministeriumsbeamte, hatte ja im wahrsten Sinne des Wortes ein Desaster angerichtet. Auch noch so eine Sache die ihn beschäftigte. Diese Person hatte ein verbotenes Artefakt an Kindern verwendet! Etwas das ihm bis jetzt noch bis ins Mark erschütterte. Er konnte froh sein, dass nach der ganzen Geschichte mit dem Ministerium und Voldemort, die Bevölkerung einen Rücktritt des Ministers gefordert hatten. Umbrige saß derzeit noch in Haft und wartete auf ihre Verhandlung, an der selbst der ehemalige Minister Fudge beiwohnen musste, da er der nächste war. Der neue Minister sollte in den nächsten Wochen gewählt und eingeführt werden, erst danach konnten einige Dinge wieder ins Lot gebracht werden. Man konnte nur hoffen, dass der nächste nicht die gleichen Vorstellungen teilte wie Cornelius Fudge. Albus schüttelte den Kopf, es war viel passiert in den letzten Wochen und Monaten. Und er konnte nicht sagen, was von allem wohl das Schlimmste war. Voldemort war zurückgekehrt, das Ministerium ohne Kopf und sein Schützling, der von einer Gefahr in die nächste schlitterte. Und dann auch noch der Verlust von Sirius Black. Der eigentliche Besitzer dieses Anwesens, welches zum Hauptquartier umgemodelt wurde, gestorben durch den Angriff der Todesser in der Ministeriumsabteilung. Getötet von der eigenen Cousine. Niemals hätte er gedacht dass Bellatrix Lestrange dazu in der Lage wäre und doch war der Todesfluch, ohne mit der Wimper zu zucken, ausgesprochen worden. Die langen Jahre in Askaban hatten sie wohl noch mehr dem Wahnsinn verfallen lassen, als es davor schon der Fall war. Er konnte sich noch ganz genau an das Gespräch erinnern, welches er mit Remus nach diesem Vorfall geführt hatte. Harry wäre seinem Patenonkel eiskalt hinterhergesprungen, hätte der Werwolf ihn nicht zurückgehalten. Es ließ ihn erschaudern, denn er konnte sich gar nicht vorstellen wie schwer es für den Jungen gewesen sein muss, das mit anzusehen. Ein weiteres Seufzen erklang. Es war einiges passiert und darunter hatte wohl Harry am Meisten gelitten. Doch selbst wenn er diese Geschehnisse zusammenfasste, hatte er ihm dennoch die Bitte abgeschlagen, die Ferien bei seinen Freunden zu verbringen. Aber der Junge war bei seiner Familie nun mal am sichersten. Es brachte wohl nichts, er konnte nicht nur darüber nachdenken und nicht handeln! So langsam musste etwas passieren! Er würde wohl zuerst Poppy kontaktieren und dann sah er weiter. Albus zog ein leeres Stück Pergament unter seinen Dokumenten hervor und drehte sich ein wenig zum Tisch, der neben ihm stand. Er ließ sein Tintenfässchen und seine Feder aus dem hinteren Teil des Raumes zu ihm schweben, dann schrieb er in sauberer Handschrift einige Zeilen. Sobald er fertig war, stand er aus dem Sessel auf und ging in die Küche. Dort hatte es sich sein Phönix gemütlich gemacht, der augenblicklich aufsah, als er ihn bemerkte. "Fawkes, du musst das hier für mich nach Hogwarts bringen. Es ist dringend.", erklärte er und hielt Fawkes den Brief entgegen. Dieser blickte ihn durchdringend an, als er sich aufrichtete, ein wenig mit seinen Flügeln flatterte und den Brief mit den Schnabel entgegennahm. Freundlich lächelnd blickte Albus seinen Phönix an, nickte und trat zum Küchenfenster. Dort öffnete er es, keinen Augenblick später war Fawkes auch schon an ihm vorbeigeflogen. Einige Minuten blickte Albus ihm hinterher und erst als der Phönix nicht mehr zu sehen war, wand er sich um. Er ging wieder zurück in den Salon, vielleicht konnte er sich ja doch noch einige Minuten auf seine Dokumente konzentrieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)